Was ist die IS-TDP?
Die Intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie (Intensive Short-Term Dynamic Psychotherapy) wurde von
Dr. Davanloo, Psychiater und Psychoanalytiker in Canada / Montreal / Mc Gill University in 50 Jahren empirischer Forschung entwickelt durch Auswertung kontinuierlich videodokumentierter Therapiesitzungen sowie feedback mit seinen Patienten.
Anwendungsbereich der IS-TDP:
Dieses psychodynamische Therapieverfahren kann bei vielen neurotischen Symptom-und Charakterstörungen mit Erfolg angewendet werden, d.h. bei Patienten, die unter Ängsten, Panikattacken, depressiven Störungen, Zwangssymptomen, Eßstörungen und Somatisierungsstörungen (d.h. körperlichen Beschwerden, für die keine medizinischen Ursachen gefunden werden) leiden und ist auch angezeigt bei Patienten, die eine schwere seelische Verletzung durch Gewalt oder Verlust erlitten und nicht bewältigt haben (posttraumatische Belastungsstörung).
Für die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen wurde die IS-TDP von Dr. Davanloo zur „ Psychoanalyse nach Davanloo“ vertieft. Die IS-TDP ist nicht geeignet zur Behandlung von Psychosen, Demenz, Soziopathien und schwerwiegenden psychosomatischen Erkrankungen.
Die audiovisuelle Dokumentation der Therapiesitzungen ist Bestandteil des Verfahrens, sie erfordert die schriftliche Zustimmung des Patienten und ist streng vertraulich. Sie dient der Selbstüberprüfung des Therapeuten sowie der Supervision und kommt so dem Therapieverlauf zugute.
Theoretischer Hintergrund:
Die IS-TDP sieht als Ursache für die genannten seelischen Krankheitsbilder lange zurückliegende, bedrohliche, verletzende und schmerzliche Erlebnisse, die das Individuum mit seinen frühen Bezugspersonen hatte und u. U. weiterhin hat. Sie rufen heftige Gefühlsmischungen aus Angst, Wut, Schmerz, Trauer und Schuld hervor, die wegen ihrer Unerträglichkeit schon zur Zeit der Entstehung eine Verdrängung ins Unbewusste erfahren haben, von dort aber weiter auf das Individuum einwirken, das unbewusst Abwehrmechanismen entwickelt, die sein weiteres Leben mehr oder weniger stark beeinträchtigen, indem sie z.B. sozialen Rückzug, Selbstbestrafung, Versagen und Beziehungsstörungen zur Folge haben.
Vorgehen und Ziel der IS-TDP:
Patient und Therapeut nehmen beide eine aktive Haltung ein und dringen als Partner zu den unbewussten Wurzeln der Probleme des Patienten vor, sodass der Patient die emotionalen Zusammenhänge jetzt in der Beziehung zum Therapeuten nacherleben, durcharbeiten und aufgeben kann. Dieser Prozess führt zu einer enormen Befreiung und Symptomverbesserung (Kommentar einer Patientin: wie ein Vogel, der aus seinem Käfig fliegen darf). Je nach vorbestehender Dauer und Schwere der Krankheitsbeschwerden und auch abhängig von der Entschlossenheit des Patienten zur Mitarbeit und Veränderung variiert die Dauer der Behandlung mit IS-TDP zwischen 25 und 80 Sitzungen.
Schwerpunkte im Therapieverlauf:
In der therapeutischen Beziehung zeigen sich die dem Patienten eigenen Verhaltensmuster, v.a. seine Abwehrmechanismen, die sein Leid vermuten lassen. Sie werden vom Therapeuten benannt, dem Patienten bewusst gemacht und gemeinsam analysiert.
Der Patient erfährt in der verlässlichen Beziehung zum Therapeuten das körperliche Erleben (- nicht ein Ausleben!-) seiner lange verdrängten reaktiven Wut aus der meist frühen Kindheit, die sehr stark sein kann. Nicht ohne Grund enthält unsere Sprache Begriffe wie „Mordswut“ oder „tierische Wut“ und Formulierungen wie „ich könnte ihn umbringen“. Der Patient bekommt dadurch wieder Zugang zu seinen bisher vermiedenen liebevollen Gefühlen. Anderen und sich selbst verzeihen zu können ist zentrales Thema. Am Ende jeder Sitzung wird das Erlebte zusammengefasst damit der Patient Verständnis entwickeln und das Erlebte integrieren kann.
Literatur:
Gottwik G. (Hrsg.): Intensive psychodynamische Kurzzeittherapie nach Davanloo
Springer Medizin Verlag Heidelberg 2009
Weitere Literatur und Informationen finden Sie unter:
www.istdp.de